Deutsch – armenische Zusammenarbeit

Հեղինակ: 

Gerd Köhler (SES) im April 2017 an den 6 Schulen des „Mkhitar Sebastasi“ Edocational Complex“ in Jerewan. 

Mein Name ist Gerd Köhler. Ich komme aus Deutschland. Genauer gesagt aus der Kleinstadt Mittweida im ostdeutschen Bundesland Sachsen. Hier leben ca. 5 Millionen Einwohner. Meine Heimatstadt Mittweida hat 16000 Einwohner und eine Hochschule mit 7000 Studenten. Es liegt in der Mitte zwischen den bekannteren Städten Dresden, Leipzig, Chemnitz.

Ich bin studierter Gärtner mit vielseitiger Erfahrung. Viele Jahre war ich in Sachsen verantwortlich für den Gärtnerverband mit über 550 Betrieben des Gartenbaus. Außerdem verantwortlich für Gartenbau- Fachmessen sowie für sächsische Landes – Gartenschauen. Jetzt arbeite ich beratend und wissenschaftlich für Gartenbau und Landwirtschaft und habe im Bereich Radio und Fernsehen Verantwortung.
Seit fast 150 Jahren besitzt unsere Familie eine Gärtnerei. Damit beliefern wir die Bürger meiner Heimatstadt Mittweida mit Blumen, Pflanzen und etwas Gemüse. Daran bin ich ebenfalls, soweit es die Zeit erlaubt, mit einbezogen.
Marktplatz in meiner Heimatstadt Mittweida, Die Gärtnerei unserer Familie in Mittweida.

Einen großen Teil vom April bin ich nun dienstlich für den deutschen Experten Service in Armeniens Hauptstadt Jerewan.
Diesmal mit differenzierten Aufgaben in 6 Schulen Jerewans, dem „Mkhitar Sebastasi“ Edocationl Complex“ mit zum Teil unterschiedlichen Lehraufträgen sowie mit speziellen Ausbildungsrichtungen wie Kunst und Musik. (Grundstufe, Oberstufe, Gymnasium, allgemeine Fachschule, Fachschule für Kunst, Fachschule für Musik): Meine Aufgaben sind Weiterbildung von Fachkräften, auch begeisternde Lehraufgaben mit Schülern, landschaftsgestalterische Planungen, Baumpflanzungen, Gehölzschnitt, Vorschläge für Gewächshausbau, Bewässerung, Innenraumbegrünung, vielseitige gärtnerische Praxis. Eine perfekt für mich zugeschnittene Aufgabe. Ein Fahrrad ist mein praktisches Beförderungsmittel zwischen den Schulen.

Ich bin erstmals in Armenien. Von Armenien habe schon viel gehört, besonders aus der alten christlichen Geschichte. In seiner jahrtausendalten Geschichte dehnte sich Armenien mal vom Kaspischen Meer bis zum Schwarzen Meer, auch mal bis zum Mittelmeer aus. Dann gab es lange Epochen der Staatenlosigkeit. Es gab bedrohlichste Zeiten, in der die Teile der Bevölkerung sogar der Vernichtung ausgesetzt waren: Große ehemals armenisch besiedelte Regionen gibt es sprichwörtlich nicht mehr. Deswegen leben heutzutage mehr Armenier außerhalb des Landes. Die Armenier haben sich immer wieder dem Untergang entgegengestellt, so dass das wiedererstandene Armenien jetzt 3 Mio. Einwohner zählt. Was diese vielgeprüfte Nation vornehmlich zusammenhält? Ihre besondere Sprache , ihre besondere Schrift und Ihre christliche Religion. Das ist für dieses schöne , nicht sehr große Land Vor- und Nachteil zugleich. Europäische Ausländer verstehen die Sprache nicht und die faszinierenden Buchstaben können sie nicht entziffern.
Lateinisch geschrieben liest sich armenisch etwa so: ays tsetsi azgy pahel dzer hatuk lezun, ir hatuk tarratesaki, yev dzer krony miasin.
Die nachfolgenden schönen armenischen Schriftzeichen des gleichen obigen Textes sind für uns freilich nicht lesbar: ays tsetsvats azgy pahel e dzer hatuk lezun, ir hatuk tarratesaki yev dzer krony miasin.

ՀViele Armenier verstehen Russisch und ich habe meist einen Dolmetscher. Mit Armeniern, auch speziell mit den begeisterungsfähigen Schülern stellt sich auch ohne Sprache schnell mit Gesten ein herzliches sehr Verhältnis ein.
Hier ist Frühling mit sommerlich warmem Wetter, im Gegensatz zum kalt-regnerischen Deutschland.
Ich freue mich, dass ich in Jerewan sein kann und bin begeistert vom „Mkhitar Sebastasi» Educational Complex“.

Alle diese Schulen, so sehe ich es, bedeuten für die Schüler eine behütete Welt.
Eine sehr schöne Veranstaltung war am 7. April der „Festtag der Mutterschaft und der Schönheit“ in der Mutterschule. Viele Gruppen, Schüler und Lehrer, hatten die Feier gemeinsam gestaltet, sich sängerisch und tänzerisch darauf vorbereitet Bilder oben) Einen Volkstanz habe ich mit aufgeführt (nach Übung mit meinem treuen Übersetzer Vache).

Ich wohne in der Schule hautnah bei den Schülern. Eine Woche sogar Zimmer an Zimmer mit Gastschülern aus dem georgischen Tbilissi. Da erlebe ich Volkstänze und Fröhlichkeit Armeniens und Georgiens.
Ich wurde von allen Lehrern, Beschäftigten und den Schülern willkommen aufgenommen. Gleich ging es los mit praktischen Aufgaben. Das Arbeiten mit Allen macht Freude.
Tatev, die Schulleiterin der 1. Schule in der ich wohne mit Schülerinnen vor der Ergebnistafel der gerade stattgefundenen armenischen Wahlen (li.). Mit Schülern und Direktor Beslan in Schule 3 (m). Begrüßung mit Direktor Ashot Bleyan auf dem schuleigenen Tiererlebniszentrum mit Reitplatz an der Schule Nr.1mit Herrn Beslan.
Unweit Jerewans , dennoch schon türkisches Staatsgebiet, grüßt der über 5000 m hohe, für Armenien heilige schneebedeckte Berg Ararat herüber, wo Noah einst mit der Arche gelandet sei. Eine vermeintliche Blanke der Arche hätte ich in Etschmiatsin sehen können.

Vom schönen Armenien haben Ausländer oft nur durch „Radio Eriwan“, (oben re.) etwas gehört. Anachronistisch immerhin: Über dem Hauptportal von Radio Eriwan (jetzt Radio und TV Armenien) prangt noch das sowjetische Staatssymbol
Der Namensgeber des Schulkomplexes `Mkhitar Sebastasi´ (1676-1749) (selig gesprochener armenischer katholischer Mönch, ebenso prominenter Gelehrter und Theologe, der den Mekhitaristenorden bei Venedig gründete; Der Blick ist offen in alle Klassenzimmer (mi.).

Im großen zentralen Raum treffen sich Lehrer und Schüler mehrmals am Tag. Hier wird gekocht und gemeinsam gegessen. Schon am Morgen, wenn die Kinder in die Schule kommen, singen und tanzen sie frohgemut hier von sich heraus. Ab 9 Uhr singen alle gemeinsam mit tänzerisch- gymnastischen Übungen 15 Minuten. Dann gehen die Schulklassen in ihre Klassenzimmer.

Wir pflanzten die von mir mitgebrachten Blumenzwiebeln und Knollen, säten meinen mitgebrachten Blumensamen (1.+.2. Schule). Für Aussaaten sollte zukünftig Erde verwendet werden, die ohne Unkrautsamen ist. Diese kauft man im Fachhandel. In der 2. Schule (der Mutterschule) planten wir die Installation der Bewässerung der Rosenbeete. Für eine automatische Bewässerung habe ich einen Bewässerungsautomat mitgebracht. Inzwischen arbeitet die Bewässerungsanlage.
 
Li: Im Gewächshaus der Mutterschule berieten wir über Kulturmaßnahmen mit Zimmerpflanzen. Re: In der Haupthalle der Mutterschule können sich die Grünpflanzen wegen Lichtmangel nicht gut entwickeln. Mein Vorschlag für die einfachste Lösung: Die Verhüllung der oberen Fenster entfernen. Dann wachsen die Pflanzen gut. Die Pflanzen könnten auch auf Hydrokultur umgestellt werden. Jedoch benötigt der dann hellere Raum für die Meetings einen lichtstärkeren Bildwerfer/ Beamer.
Vorschläge für einen Erlebnisspielplatz, für Gewächshäuser mit Folie, die durch die Handwerker der Schulen (1.+2.) selbst erstellt werden können habe ich meinem Dolmetscher Aren übergeben. Wertvolle Bücher (z.B. Lehrbuch Baumschule und Lehrbuch Landschaftsbau und (mit Vorschlag rationeller, naturnaher Teichbau an der Kunstschule, re.) habe ich zunächst der Musikschule (Katija Gregorian) übergeben. Diese Fachliteratur soll in der Bibliothek der Kunstschule für alle Schulen zugänglich aufbewahrt werden.
Beim Baumschnitt mit vielen tatkräftigen kleinen Helferinnenan der Schule 3. Re. Umpflanzungen am Reitplatz.
Die Schulen des „Mkhitar Sebastasi» Educational Complex“ ermöglicht beispielhaft musische und naturnahe Ausbildung der Schüler.
Die praktische Tätigkeit mit Blumen und Pflanzen im Schulunterricht eröffnet in spezifischer Weise die Chance, Schüler ganzheitlich anzusprechen und zu fördern, ist Grundlage für die Entwicklung der geistigen und körperlichen Kräfte. Bei der Fürsorge für Pflanzen und Tiere praktizieren die Schüler konkret umweltgerechtes Handeln. Hierin zeigt sich in den Jerewaner Schulen, in denen ich zu tun habe, ein guter Schulgartenunterricht. Sie lernen einheimische Pflanzen und Tiere sowie deren Lebensweise kennen und begreifen ökologische Sachverhalte und Zusammenhänge und wenden sie bei der praktischen Arbeit an. Ziel ist eine wirksame Umwelterziehung.
Die Schüler üben sich u. a. im Beobachten, Untersuchen und Experimentieren, Planen, Realisieren, Auswerten und Dokumentieren. Bei der gemeinsamen Erfüllung von Arbeitsaufgaben üben sie sich z. B. in Zielstrebigkeit, Ausdauer, Geduld, Rücksichtnahme und Toleranz.
Vorbildlich beim „Mkhitar Sebastasi“ Edocationl Complex ist ebenso der Wert, der auf die grünen Außenanlagen aller Schulen gelegt wird. Ebenso, wie auf die Gewächshausräume bzw. Laboratorien der Schulen. Im Gewächshausraum der Schule 4 kultiviert die erfahrene Züchterin Frau Shoghik mit den Schülern Zier- und Topfpflanzen in beeindruckender Vielfalt und Qualität. Hier sähen wir von mir mitgebrachten Blumensamen (li.). Für Armenien ein Novum: Die Kollegin kultiviert im Freiland die schönen Passiflora prächtig wachsend an dieser Hauswand (m.) .

 
Meinungsaustausch zu hydroponischen Anwendungen im Gartenbau in Armenien und Deutschland mit Frau Dr. Fr. Dr. Astghik vom Hydroponischen Institut in Jerewan. Für die Studenten demonstrierte sie die Funktionsweise von Hydrokultur.
Vielseitiger Unterricht in Schule 4: es wird geschneidert (li). Gerd als Lernender beim Buchweizen- sortieren und beim Karate (Musikschule)

In der Musikschule: Baumschnitt und Installation der simplen, von mir mitgebrachten Topfbewässerung. Re. Sichtung der mitgebrachten Samen.

Kleine Osternachfeier mit Spiel und Spass in der Musikschule und ein Präsent für Gerd.

Mit dem Hintergrund Umweltaufklärung unternahm Schuldirektor Ashot Bleyan mit Lehrkräften und mir am ersten Sonnabend eine aufschlußreiche Exkursion in die Umgebung Jerewans. Singen und Tanzen gehörten dazu.

Besonderes Anliegen war der Exkursion in der eigentlich schönen Flusslandschaften am Hrazdan-Fluß war Umweltaufklärung. Wir sahen in vielen Flussbereichen ungenehmigte Abfallentsorgung (Bild li.). Nicht nur hier sind durch Umweltsünden Landschaften gefährdet. In unmittelbar angrenzenden eigenen Gärten der Bürger sieht man im Gegensatz dazu saubere, gepflegte Gärten. Das war eine durchdachte, interessant durchgeführte Exkursion mit Umwelterziehung als gewichtige Erziehungsaufgabe. Das gilt auch für Deutschland. In Deutschland existiert eine strenge Überwachung in Umweltfragen und die Bestrafung von Fehlern und Vergehen bei der Verschmutzung der Umwelt.

Tomatenanbau im Gewächshaus-Stadtteil. Am Ende der Busausfahrt konnten wir die besondere Gastfreundschaft in Armenier erleben: Wir 22 Teilnehmer wurden ganz unangemeldet, zum Kaffeetrinken und zu Unterhaltungen in das Gehöft einer Bauernfamilie eingeladen und bewirtet. Ein schöner Abschluss dieser bemerkenswerten Exkursion (Bild m.). Trinkwasser-Spender gibt’s überall in der Stadt in guter Trinkqualität (r).

Eine länderübergreifende Kulturveranstaltung mit den Gästen aus der Partnerschule in Georgiens Tbilissi. Beide Schulen zeigten Lieder und Tänze ihrer armenischen sowie ihrer georgischen Heimat im Beisein des georgischen Botschafters am 14. April. Ich hatte einen schönen gemeinsamen Termin mit den Direktoren der Jerewaner und Tbillisier Schulen sowie der Leiterin der Kunstschule.
Sehr lobe ich das Schulessen, das in jeder (!) Schule täglich individuell von 2 Köchinnen und mit nur wenig technischen Hilfsmitteln einfach, gesund und schmackhaft bereitet wird. Li. Das liebenswerte Team meiner Schule 1.

Armenien ist es wert, kennenzulernen: Armenien das erste Land der Welt mit dem Christentum als Staatskirche. Im Jahre 301 nahm das damalige Königreich mit der armenisch-apostolische Kirche das Christentum offiziell an. Die armenischen Christen berufen sich auf die frühe christliche Missionierung durch die Apostel Thaddäus und Bartholomäus schon während des 1. Jahrhunderts.
Der Palmsonntag wurde hier landesweit intensiv begangen. Hier im Bild re. und mitte an der Hauptkirche Jerewans, der Annakirche. Viele Menschen trugen in der Öffentlichkeit eine an Jesus´ Dornenkrone erinnernden Kranz aus geschmücktem Weidengeflecht.

Alle armenischen Kirchen, einige davon über 1500 Jahre alt, bestechen durch ihre klassisch kompakte schnörkellose Struktur: überkuppelte Kreuzkirche als Dreikonchenanlage (Kuppelraum mit drei Seitennischen).
Den diesjährigen Ostersonntagsgottesdienst zelebrierte in der Kathedrale der alten Königsstadt Etschmiatsin der oberste Patriarch Armeniens, Katholikos Karekin II. (mein Bild vom Gottesdienst links).
Ich hatte die Freude und Ehre, diesen außergewöhnlichen und segensreichen Gottesdienst in der Kathedrale in Etschmiatsin nicht nur hautnah mitzuerleben, sondern überdies vom Katholikos selbst sein Kreuz gereicht zu bekommen. Osterandacht für alle Schüler, die alle gemeinsam beten und das `Vater Unser´ sprechen.
Neben dem teilnehmenden Klerus und der Staatsführung mit Staatspräsident Sersch Sargsjan (Bildmitte meines rechten Bildes) und den diplomatischen Vertretern (auch des dt. Botschafters) können in der nicht allzu großen Kathedrale nur eine begrenzte Zahl Gläubige teilnehmen. So erlebten Tausende den Gottesdienst vor der Kirche und live im Fernsehen.

Die schöne Blumenbindekunst Armeniens
Mein Besuch in der Holocaustgedenkstätte — im Museum der alten armenischen Handschriften — im Historische Museum.

Bilder vom schönen Ausflug mit dem Team von Karo, dem Leiter der Reit- und Tierstation von Schule 1: Ziel der Sewansee, mit 1900m einer der höchstgelegen Seen und das Sevankloster. Abschluss war eine urige Mahlzeit.
Da ich im „Mkhitar Sebastasi» Educational Complex“ ständig mitten unter den Schülern bin, teilt sich mir die Lebensfreude der Schüler täglich mit. Schon morgens früh, wenn alle zunächst 15 min. mit Singen und Tanzen gemeinsam verbringen. Es ist eine wunderbare Zusammenarbeit mit allen engagierten Lehrern und Beschäftigte. Ich würde sagen, es ist zwischen mir allen Lehrern, Angestellten und besonders auch den Schülern eine beiderseits beglückende Begegnung. Ich habe viel gelernt und versucht, von deutscher Kultur und Wissen vermitteln können.
Ein besonders liebenswertes Erlebnis: Das Interview für das Reporterteam der 1. Schule. Re.: Bild mit dem Vorbereitungsteam für den Freitagsauftritt mit Tanz und Gesang in der Mutterschule.

Zum gemeinsamen Abschlußessen mit Direktor Beslan und Tatev und den anderen Mitstreitern konnten wir ein gutes Fazit ziehen, ich erhielt Dank und ein Präsent. Wenn ich allen Schulleitern schon während der Zeit hier ein kleines Geschenk überreicht hatte, wie an Direktor Bleyan und Schulleiterin Tatev, so war hier die Gelegenheit, den hier geladen meinen Dank zu sagen.

Ich kann allen Leitern, Lehrkräften und Beschäftigten und insbesondere Herrn Direktor Bleyan gratulieren: Die Schulen des „Mkhitar Sebastasi“ Edocationl Complex sind eine beispielgebende, hervorragende Ausbildungsstätte! Selbst Beispielgebend für Deutschland.
Ich bin dankbar, dass ich hier eine so interessante, lehrreiche, eine so schöne Zeit habe verbringen können. Schnorhakalutjum!

Hrazhesht (Hadshoch),und viele herzliche Grüße,
Gerd Köhler

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